Wie sollen Wohnen und Leben im Alter künftig aussehen?
(Offenblatt vom 8. 10. 2005)
Diese Frage stellt sich in einer älter werdenden Gesellschaft immer mehr, denn die stationären Einrichtungen und auch die mobilen Dienste können eines Tages in Anbetracht der hohen Zahl älterer Menschen schlicht und einfach nicht mehr für alle finanzierbar sein.
Wilhelm von Ascheraden, Pfarrer der Auferstehungskirche, hat federführend den Arbeitskreis „Soziales Netzwerk in der Wann“ gegründet. Dessen Ziel: die Wohnqualität in diesem überschaubaren Wohngebiet von etwa 1000 Bewohnern durch ein Netz gegenseitiger Hilfeleistung zu verbessern. Diese soll gleichzeitig ein Testlauf sein, herauszufinden wie verbreitet die Bereitschaft ist, zu helfen oder sich helfen zu lassen.
Teilnehmer/innen des Arbeitskreises starteten ab Montag, 10. Oktober 2005, persönliche Interviews mit Anwohnern. Die Ergebnisse aus 70 Fragebögen sollen am 31. Januar 2006 präsentiert werden.
Die Aktiion steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Edith Schreiner, die in einem Schreiben an die Bewohner/innen des Quartier „In der Wann“ um Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements des Arbeitskreises gebeten hatte. Die Entwicklung einer solidarischen Lebenskultur soll insbesondere den Älteren die Möglichkeiten eröffnen, möglichst lang in ihrer Wohnung bleiben und damit ihre Selbständigkeit bewahren zu können.
Im Wohngebiet „In der Wann“ wollen sich die Bewohner gegenseitig Hilfe anbieten
(Badische Zeitung vom 5. 10. 2005)
Der Arbeitskreis „Soziales Netzwerk in der Wann” geht zur Sache. Erst vor wenigen Monaten hat Initiator Wilhelm von Ascheraden für das Projekt eine stattliche Anzahl bekannter Mitstreiter wie Erhard Borgards, Esther Kempf, Rainer Aalfeld und Robert Wacker mobilisiert. Ziel der Aktion ist es, in dem überschaubaren Wohngebiet unweit des Stadteilzentrums Ost die Lebensqualität von 1000 Bewohnern durch ein Netz gegenseitiger Hilfeleistungen zu verbessern.
„Für viele älter werdenden Menschen werden Pflege- und Altersheime in der jetzigen Form nicht mehr bezahlbar sein”, sagt Wilhelm von Ascheraden. Wie kann Wohnen im Alter dann aussehen? Der Wunsch vieler Menschen, „möglichst lange in ihrer Wohnung oder im eigenen Haus wohnen bleiben, ihre Selbständigkeit bewahren zu können und ohne den Kindern zur Last zu fallen”, möchte der Pfarrer der Auferstehungsgemeinde unterstützen. Deshalb startet der Arbeitskreis „Soziales Netzwerk in der Wann“ den Versuch „einer solidarischen Lebenskultur”. Die Idee ist simpel. Junge und ältere Bewohner bieten sich gegenseitig Hilfe an und verbessern somit die Lebensqualität. Anette Lampe vom Stadtteilzentrum Ost nennt praktische Beispiele, wie Hausaufgabenhilfe, Rasenmähen, Fahrdienste, Vorlesen, Einkäufe und Behördengänge. „Dies wird freilich nur möglich sein, wenn genügend Bewohner bereit sind, solche Hilfe anzunehmen, andererseits genügend Menschen da sind, die diese Hilfe aktiv anbieten“, so von Ascheraden.
Warum das Projekt in der „Wann” stattfindet? Anette Lampe spricht von einer homogenen Altersstruktur in einem überschaubaren Gebiet in unmittelbarer Nähe. „Wir wollen nachbarschaftliche Hilfe keine Konkurrenz machen“, erklärt Erhard Borgards, früher Baubürgermeister, denn man wisse von den vielen persönlichen Kontakten, die sich „In der Wann” gebildet haben.
Es gibt aber auch Menschen, die nicht gern um Hilfe bitten. „Deshalb wollen wir, dass eine kleine Aufwandsentschädigung bezahlt wird”, glaubt Lampe, gerade diesen Menschen den Zugang zu erleichtern. Um nun herauszufinden, ob es für diese Idee gegenseitiger Hilfe eine Nachfrage, aber auch genügend Bereitschaft von Helfenden gibt, hat der Arbeitskreis einen Fragebogen entwickelt. Gemeinsam mit einem Empfehlungsbrief von OB Edith Schreiner werden die Bewohner in der Wann über das Projekt informiert und zur Mithilfe aufgerufen. Um nun den tatsächlichen Bedarf, aber auch die Bereitschaft der Hilfeleistung herauszufinden, werden ab dem 10. Oktober etwa 70 ausgewählte Bewohner von dem Arbeitskreis persönlich interviewt. Das Ergebnis soll am 31. Januar 2006 im Stadtteil- und Familienzentrum den interessierten Bewohnern der Oststadt präsentiert werden. Ob das „soziale Netz in der Wann” tatsächlich dichter geknüpft werden kann, wird sich dann zeigen.